Wussten Sie, dass über 60% aller deutschen Kinder im Laufe ihrer Entwicklung eine kieferorthopädische Behandlung benötigen?
Viele Eltern fühlen sich überfordert angesichts der Vielzahl an Optionen und der potenziellen finanziellen Belastung.
Ist eine Spange wirklich notwendig?
Wie hoch sind die Kosten?
Wird mein Kind die Spange richtig pflegen?
In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte rund um Zahnspangen für Kinder und zeigen Ihnen, wie Sie die beste Entscheidung für die Zahngesundheit Ihres Kindes treffen können, ohne dabei Ihr Budget zu sprengen.
Der optimale Zeitpunkt für eine Zahnspange
Die Wahl des richtigen Zeitpunkts für eine kieferorthopädische Behandlung ist entscheidend für deren Erfolg und Effizienz.

Hier ein detaillierter Überblick:
Altersspannen für verschiedene Behandlungsarten
Die optimale Altersspanne für eine kieferorthopädische Behandlung variiert je nach Art der Korrektur:
- Frühbehandlung: Typischerweise zwischen 6 und 10 Jahren
- Hauptbehandlung: Meist zwischen 11 und 14 Jahren
- Erwachsenenbehandlung: Prinzipiell in jedem Alter möglich
Bei der Frühbehandlung nutzt man das noch aktive Wachstum des Kiefers aus.
Die Hauptbehandlung fällt oft in die Zeit des pubertären Wachstumsschubs, was die Zahnbewegungen begünstigt.
Anzeichen für eine notwendige kieferorthopädische Behandlung
Eltern und Zahnärzte sollten auf folgende Anzeichen achten:
- Sichtbare Zahnfehlstellungen oder Lücken
- Schwierigkeiten beim Kauen oder Sprechen
- Vorzeitiger Verlust von Milchzähnen
- Daumenlutschen über das 5. Lebensjahr hinaus
- Atemprobleme oder Schnarchen
Eine frühzeitige Erkennung ermöglicht oft einfachere und kürzere Behandlungen.
Vor- und Nachteile einer frühen Behandlung
Eine frühe Behandlung bietet mehrere Vorteile:
- Nutzung des Kieferwachstums für Korrekturen
- Vermeidung von Komplikationen im späteren Leben
- Oft kürzere Behandlungsdauer
Nachteile können sein:
- Mögliche Notwendigkeit einer zweiten Behandlungsphase
- Längere Gesamtbehandlungsdauer
- Höhere Kosten durch mehrere Behandlungsphasen
Bedeutung der Wachstumsphasen
Das Verständnis der Wachstumsphasen ist crucial für die Behandlungsplanung:
- Frühes Wechselgebiss (6-8 Jahre): Ideal für die Korrektur von Kreuzbissen
- Spätes Wechselgebiss (9-11 Jahre): Gut für die Steuerung des Kieferwachstums
- Pubertärer Wachstumsschub (11-14 Jahre): Optimal für umfassende Korrekturen
Die Berücksichtigung dieser Phasen ermöglicht effizientere Behandlungen mit stabileren Ergebnissen.
Kieferorthopädische Frühbehandlung vs. spätere Korrektur
Die Entscheidung zwischen Frühbehandlung und späterer Korrektur hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Frühbehandlung:
- Geeignet für schwere Fehlstellungen, die das Wachstum beeinflussen
- Kann spätere komplexe Behandlungen vermeiden
- Oft in zwei Phasen mit Pause dazwischen
Spätere Korrektur:
- Meist eine einzige, umfassende Behandlungsphase
- Geeignet für weniger schwerwiegende Fehlstellungen
- Kann in manchen Fällen kostengünstiger sein
Die Wahl hängt letztlich von der individuellen Situation des Patienten ab und sollte in Absprache mit einem erfahrenen Kieferorthopäden getroffen werden.
Der Weg zur richtigen Diagnose
Eine präzise Diagnose ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen kieferorthopädischen Behandlung. Der Prozess umfasst mehrere Schritte, die sorgfältig durchgeführt werden müssen.

Erstuntersuchung beim Kieferorthopäden
Die Erstuntersuchung ist der Ausgangspunkt jeder kieferorthopädischen Behandlung:
- Ausführliches Anamnesegespräch zur Erfassung der medizinischen Vorgeschichte
- Visuelle Inspektion der Zähne, des Kiefers und des Gesichtsprofils
- Funktionsprüfung des Kauapparats und der Kiefergelenke
- Beurteilung der Mundgesundheit und eventueller Vorbehandlungsbedarf
Diese erste Untersuchung dauert in der Regel 30-45 Minuten und gibt dem Kieferorthopäden einen umfassenden Überblick über die Situation des Patienten.
Notwendige Untersuchungen und Analysen
Für eine genaue Diagnose sind weitere spezifische Untersuchungen erforderlich:
- Abformungen der Zähne für Gipsmodelle
- Fotografien des Gesichts und der Zähne aus verschiedenen Perspektiven
- Vermessung der Kieferrelationen
- Analyse der Gesichtsproportionen
- Funktionsanalyse der Kiefergelenke und Kaumuskulatur
Diese Untersuchungen liefern detaillierte Informationen über die Zahnstellung, Kieferposition und mögliche funktionelle Störungen.
3D-Scan und Röntgenaufnahmen
Moderne Technologien ermöglichen eine präzise dreidimensionale Darstellung:
- 3D-Scans der Zähne und des Kiefers ersetzen zunehmend herkömmliche Abdrücke
- Panoramaröntgen gibt einen Überblick über alle Zähne und den Kieferknochen
- Fernröntgenseitenaufnahme zeigt die Relation von Ober- und Unterkiefer
- Bei Bedarf: Computertomographie (CT) oder digitale Volumentomographie (DVT) für detaillierte Knochenstrukturen
Diese bildgebenden Verfahren ermöglichen eine exakte Planung der Behandlung und helfen, potenzielle Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Erstellung des individuellen Behandlungsplans
Basierend auf allen gesammelten Daten wird ein maßgeschneiderter Behandlungsplan erstellt:
- Festlegung der Behandlungsziele
- Auswahl der geeigneten Behandlungsmethode (z.B. feste Zahnspange, Aligner)
- Bestimmung der voraussichtlichen Behandlungsdauer
- Planung eventuell notwendiger Zusatzbehandlungen (z.B. Zahnextraktionen)
Der Behandlungsplan wird dem Patienten ausführlich erläutert und gegebenenfalls angepasst.
Kostenvoranschlag und Kassengenehmigung
Der letzte Schritt vor Behandlungsbeginn umfasst die finanzielle Planung:
- Erstellung eines detaillierten Kostenvoranschlags
- Bei gesetzlich Versicherten: Einreichung des Behandlungsplans bei der Krankenkasse zur Genehmigung
- Bei Privatpatienten: Besprechung der Kostenzusammenstellung
- Klärung möglicher Zusatzleistungen und deren Kosten
Die Genehmigung durch die Krankenkasse kann einige Wochen in Anspruch nehmen. Erst nach Erhalt der Zusage kann die Behandlung beginnen.
Dieser umfassende diagnostische Prozess stellt sicher, dass jeder Patient eine optimal auf seine Bedürfnisse abgestimmte Behandlung erhält. Eine gründliche Diagnose ist die Grundlage für ein erfolgreiches Behandlungsergebnis.
Arten von Zahnspangen für Kinder
Kieferorthopädische Behandlungen bei Kindern umfassen eine Vielzahl von Zahnspangenarten, die je nach individueller Situation eingesetzt werden.

Die Wahl der richtigen Zahnspange ist entscheidend für den Behandlungserfolg und den Komfort des Kindes.
Festsitzende Zahnspangen und Brackets
Festsitzende Zahnspangen sind die häufigste Form der kieferorthopädischen Behandlung bei Kindern:
- Metallbrackets: Klassische Variante, kostengünstig und sehr effektiv
- Keramikbrackets: Weniger auffällig, aber etwas teurer
- Selbstligierende Brackets: Ermöglichen schnellere Anpassungen und oft kürzere Behandlungszeiten
- Lingualbrackets: An der Innenseite der Zähne angebracht, von außen unsichtbar
Festsitzende Zahnspangen werden 24/7 getragen und ermöglichen präzise Zahnbewegungen. Sie sind besonders effektiv bei komplexen Zahnfehlstellungen.
Herausnehmbare Zahnspangen
Herausnehmbare Zahnspangen bieten mehr Flexibilität und sind besonders für leichtere Korrekturen geeignet:
- Aktivator: Fördert das Kieferwachstum, oft in der Frühbehandlung eingesetzt
- Funktionsregler: Korrigiert Muskelfehlfunktionen und Kieferfehlstellungen
- Plattenapparaturen: Vielseitig einsetzbar für verschiedene Korrekturen
- Alignersysteme: Durchsichtige Schienen, die schrittweise die Zahnstellung korrigieren
Diese Spangen können zum Essen und Zähneputzen herausgenommen werden, erfordern aber eine hohe Compliance des Kindes.
Innovative Behandlungsmethoden
Die Kieferorthopädie entwickelt ständig neue Methoden zur Verbesserung der Behandlung:
- Digitale Behandlungsplanung: Ermöglicht präzise Vorhersagen und individuelle Anpassungen
- 3D-gedruckte Zahnspangen: Maßgeschneiderte Lösungen für optimalen Tragekomfort
- Beschleunigte Zahnbewegungen: Neue Techniken wie Vibration oder Laser können die Behandlungsdauer verkürzen
Diese innovativen Ansätze können die Behandlungseffizienz steigern und den Patientenkomfort erhöhen.
Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme
Jedes System hat seine spezifischen Vor- und Nachteile:
Festsitzende Zahnspangen:
- Vorteile: Hohe Effektivität, keine Compliance-Probleme
- Nachteile: Erschwertes Zähneputzen, mögliche Irritationen der Mundschleimhaut
Herausnehmbare Zahnspangen:
- Vorteile: Bessere Mundhygiene, weniger Einschränkungen im Alltag
- Nachteile: Geringere Kontrolle über Zahnbewegungen, Verlustgefahr
Innovative Methoden:
- Vorteile: Oft kürzere Behandlungszeiten, höherer Komfort
- Nachteile: Teilweise höhere Kosten, weniger Langzeiterfahrungen
Entscheidungskriterien für die richtige Zahnspange
Die Wahl der optimalen Zahnspange hängt von mehreren Faktoren ab:
- Art und Schwere der Zahnfehlstellung
- Alter und Entwicklungsstand des Kindes
- Compliance und Verantwortungsbewusstsein des Patienten
- Ästhetische Präferenzen
- Finanzielle Aspekte und mögliche Kassenleistungen
Ein erfahrener Kieferorthopäde wird alle diese Faktoren berücksichtigen und gemeinsam mit Kind und Eltern die beste Lösung finden.
Die Entscheidung für die richtige Zahnspange ist ein wichtiger Schritt in der kieferorthopädischen Behandlung.
Sie sollte sorgfältig abgewogen und individuell auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Kindes abgestimmt werden.
Eine gute Beratung und offene Kommunikation zwischen Kieferorthopäde, Eltern und Kind sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung.
Ablauf der Behandlung
Der Behandlungsablauf bei einer kieferorthopädischen Therapie ist ein strukturierter Prozess, der sich über mehrere Monate oder Jahre erstrecken kann.

Ein genaues Verständnis der einzelnen Phasen hilft Patienten und Eltern, sich auf die Behandlung einzustellen und aktiv mitzuwirken.
Dauer der verschiedenen Behandlungsphasen
Die Gesamtdauer der Behandlung variiert je nach individueller Situation:
- Frühbehandlung: Meist 6-18 Monate, gefolgt von einer Pause
- Hauptbehandlung: Durchschnittlich 18-36 Monate
- Retentionsphase: Mindestens 12 Monate, oft lebenslang
Die aktive Behandlungsphase gliedert sich in:
- Ausrichtungsphase: 6-8 Monate
- Korrekturphase: 12-18 Monate
- Feineinstellungsphase: 3-6 Monate
Studien zeigen, dass die durchschnittliche Behandlungsdauer bei festsitzenden Zahnspangen etwa 24 Monate beträgt.
Häufigkeit der Kontrolltermine
Regelmäßige Kontrollen sind essentiell für den Behandlungserfolg:
- Bei festsitzenden Zahnspangen: Alle 4-8 Wochen
- Bei herausnehmbaren Apparaturen: Alle 6-12 Wochen
- In der Retentionsphase: Anfangs alle 3 Monate, später halbjährlich
Die genaue Frequenz wird vom Kieferorthopäden individuell festgelegt und kann im Laufe der Behandlung angepasst werden.
Anpassung und Aktivierung der Zahnspange
Die kontinuierliche Anpassung der Zahnspange gewährleistet den Behandlungsfortschritt:
- Festsitzende Zahnspangen: Nachspannen oder Wechseln der Drähte, Austausch von Gummizügen
- Herausnehmbare Apparaturen: Aktivierung von Schrauben, Anpassung von Drähten
- Alignersysteme: Wechsel zu neuen Schienen alle 1-2 Wochen
Jede Anpassung kann zu vorübergehenden Druckgefühlen führen, die in der Regel nach einigen Tagen abklingen.
Dokumentation der Fortschritte
Eine sorgfältige Dokumentation ist wichtig für die Behandlungsüberwachung:
- Regelmäßige Fotos des Gebisses und des Gesichtsprofils
- Vermessung der Zahnstellungen und Kieferrelationen
- Röntgenaufnahmen in größeren Abständen zur Kontrolle der Wurzelstellungen
- Digitale 3D-Scans zur präzisen Verlaufskontrolle
Moderne Praxen nutzen oft spezielle Software, um Fortschritte visuell darzustellen und mit dem Patienten zu besprechen.
Mögliche Komplikationen und deren Lösung
Während der Behandlung können verschiedene Probleme auftreten:
- Schmerzen oder Druckgefühle: Meist vorübergehend, können mit Schmerzmitteln gelindert werden
- Irritationen der Mundschleimhaut: Verwendung von Zahnspangenwachs als Schutz
- Lockerung von Brackets: Erfordert zeitnahe Reparatur beim Kieferorthopäden
- Wurzelresorptionen: Seltene, aber mögliche Komplikation, die regelmäßige Röntgenkontrollen erfordert
- Demineralisierung der Zähne: Durch verstärkte Mundhygiene und Fluoridierung vermeidbar
Eine Studie zeigt, dass etwa 5-10% der Patienten während der Behandlung kleinere Komplikationen erleben, die jedoch meist schnell behoben werden können.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient, Eltern und Kieferorthopäde ist der Schlüssel zum Erfolg.
Regelmäßige Kontrollen und eine gute Mundhygiene tragen wesentlich dazu bei, das gewünschte Behandlungsergebnis zu erreichen und langfristig zu sichern.
Kosten und Krankenkassenleistungen
Die Finanzierung einer kieferorthopädischen Behandlung ist ein wichtiger Aspekt, der oft Fragen aufwirft.

Es ist entscheidend, die Leistungen der Krankenkassen und mögliche zusätzliche Kosten zu verstehen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
Kassenleistungen für Kinder und Jugendliche
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen unter bestimmten Voraussetzungen einen Großteil der Kosten:
- Kostenübernahme für Patienten bis zum 18. Lebensjahr
- Behandlung muss medizinisch notwendig sein (KIG-Grad 3-5)
- Standardleistungen werden zu 80% übernommen, bei erfolgreichem Abschluss zu 100%
- Festzuschüsse für bestimmte Behandlungsschritte
Die durchschnittliche Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen beträgt etwa 1.500 bis 2.000 Euro pro Behandlungsfall.
Zusätzliche private Kosten
Trotz Kassenleistungen können zusätzliche Kosten entstehen:
- Ästhetische Behandlungsoptionen (z.B. Keramikbrackets)
- Spezielle Diagnostik (3D-Scans, zusätzliche Röntgenaufnahmen)
- Innovative Behandlungsmethoden (z.B. Lingualtechnik, Alignersysteme)
- Zusätzliche Hygienemaßnahmen oder Pflegeprodukte
Diese Zusatzleistungen können die Gesamtkosten um 500 bis 3.000 Euro oder mehr erhöhen.
Verschiedene Behandlungskostenmodelle
Kieferorthopäden bieten oft unterschiedliche Kostenmodelle an:
- Basismodell: Nur Kassenleistungen
- Komfortmodell: Kassenleistungen plus ästhetische Optionen
- Premiummodell: Umfassende Behandlung mit allen Zusatzleistungen
Die Wahl des Modells sollte auf individuellen Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten basieren.
Finanzierungsmöglichkeiten
Für Familien, die die Zusatzkosten nicht auf einmal tragen können, gibt es verschiedene Optionen:
- Ratenzahlungen direkt beim Kieferorthopäden (oft zinslos)
- Finanzierung über spezialisierte Gesundheitsfinanzierer
- Zahnzusatzversicherungen (müssen vor Behandlungsbeginn abgeschlossen werden)
- Mögliche Steuererleichterungen als außergewöhnliche Belastungen
Eine Umfrage zeigt, dass etwa 60% der Patienten eine Form der Ratenzahlung oder Finanzierung in Anspruch nehmen.
Beantragung der Kostenübernahme
Der Prozess zur Beantragung der Kostenübernahme umfasst mehrere Schritte:
- Erstellung eines Heil- und Kostenplans durch den Kieferorthopäden
- Einreichung des Plans bei der Krankenkasse
- Prüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK)
- Genehmigung oder Ablehnung durch die Krankenkasse
- Bei Ablehnung: Möglichkeit zum Widerspruch
Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel 3-6 Wochen. Es ist ratsam, mit der Behandlung erst nach Erhalt der Kostenzusage zu beginnen.
Die Finanzierung einer kieferorthopädischen Behandlung erfordert sorgfältige Planung und Überlegung.
Eltern sollten alle Möglichkeiten prüfen und gegebenenfalls verschiedene Angebote vergleichen, um die beste Lösung für ihr Kind zu finden.
Letztendlich ist die Investition in eine gesunde Zahnstellung eine Investition in die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes.
Pflege und Hygiene während der Behandlung
Eine sorgfältige Pflege und Hygiene sind entscheidend für den Erfolg einer kieferorthopädischen Behandlung.

Sie helfen, Komplikationen zu vermeiden und gewährleisten ein optimales Behandlungsergebnis. Hier finden Sie umfassende Informationen zur korrekten Pflege Ihrer Zahnspange.
Tägliche Reinigungsroutine
Eine gründliche tägliche Reinigung ist unerlässlich, um Karies und Zahnfleischentzündungen vorzubeugen:
- Zähneputzen mindestens dreimal täglich für jeweils 3-5 Minuten
- Verwendung einer weichen Zahnbürste oder einer speziellen Zahnspangenbürste
- Reinigung in kreisenden Bewegungen, besonders sorgfältig um Brackets und Drähte herum
- Nutzung von Interdentalbürsten oder Zahnseide mit Einfädelhilfe für Zwischenräume
- Bei herausnehmbaren Spangen: Reinigung der Apparatur nach jeder Mahlzeit
Studien zeigen, dass eine konsequente Reinigungsroutine das Risiko von Karies und Gingivitis während der kieferorthopädischen Behandlung um bis zu 60% reduzieren kann.
Empfohlene Pflegeprodukte
Die richtigen Pflegeprodukte erleichtern die Reinigung und verbessern die Mundgesundheit:
- Fluoridhaltige Zahnpasta (mindestens 1450 ppm Fluorid)
- Mundspülung mit Fluorid zur zusätzlichen Kariesprophylaxe
- Interdentalbürsten in verschiedenen Größen
- Zahnseide mit Einfädelhilfe oder Superfloss
- Zungenreiniger zur Reduktion von Bakterien im Mundraum
- Elektrische Zahnbürsten mit speziellen Aufsätzen für Zahnspangen
Ernährungsempfehlungen
Die richtige Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Pflege der Zähne und der Zahnspange:
- Vermeidung von harten, klebrigen und sehr zuckerhaltigen Lebensmitteln
- Reduzierung säurehaltiger Getränke wie Cola oder Fruchtsäfte
- Erhöhter Konsum von kalziumreichen Lebensmitteln für die Zahngesundheit
- Verzehr von Obst und Gemüse in kleinen, mundgerechten Stücken
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, vorzugsweise Wasser, zur Unterstützung der natürlichen Mundreinigung
Vermeidung von Schäden
Um Beschädigungen an der Zahnspange zu vermeiden, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Kein Kauen auf harten Gegenständen wie Stifte oder Fingernägel
- Vorsicht beim Essen von harten Lebensmitteln wie Äpfeln oder Karotten (in kleine Stücke schneiden)
- Vermeidung von klebrigen Süßigkeiten und Kaugummi
- Bei Sportaktivitäten einen speziellen Mundschutz tragen
- Herausnehmbare Spangen in der dafür vorgesehenen Box aufbewahren
Notfallmaßnahmen bei Problemen
Bei auftretenden Problemen können folgende Sofortmaßnahmen helfen:
- Lose Brackets: Mit Zahnspangenwachs fixieren bis zum nächsten Termin
- Abstehende Drähte: Vorsichtig mit der Rückseite eines Löffels andrücken oder mit Wachs abdecken
- Druckstellen: Zahnspangenwachs auf die betroffene Stelle auftragen
- Starke Schmerzen: Schmerzmittel wie Ibuprofen nach Rücksprache mit dem Arzt
- Bei anhaltenden Problemen: Umgehend den Kieferorthopäden kontaktieren
Eine gute Pflege und Hygiene während der kieferorthopädischen Behandlung ist nicht nur für den Behandlungserfolg wichtig, sondern auch für die langfristige Mundgesundheit.
Durch die Einhaltung dieser Empfehlungen können Patienten aktiv zum Erfolg ihrer Behandlung beitragen und gleichzeitig das Risiko von Komplikationen minimieren.
Regelmäßige Kontrollen beim Kieferorthopäden und eine offene Kommunikation über auftretende Probleme sind ebenfalls entscheidend für einen reibungslosen Behandlungsverlauf.
Die wichtige Retentionsphase
Die Retentionsphase ist ein entscheidender Abschnitt nach der aktiven kieferorthopädischen Behandlung.

Sie dient dazu, das erreichte Behandlungsergebnis zu stabilisieren und langfristig zu erhalten.
Ohne diese Phase besteht die Gefahr, dass die Zähne in ihre ursprüngliche Position zurückwandern.
Bedeutung der Nachsorge
Die Nachsorge in der Kieferorthopädie ist von großer Bedeutung für den langfristigen Behandlungserfolg:
- Verhindert das Zurückwandern der Zähne (Rezidiv)
- Stabilisiert die neue Zahnstellung
- Ermöglicht die Anpassung des Zahnhalteapparats an die neue Position
- Sichert die Investition in Zeit und Geld während der aktiven Behandlung
Studien zeigen, dass ohne adäquate Retention bis zu 50% der Patienten innerhalb von 2 Jahren nach Behandlungsabschluss ein signifikantes Rezidiv erleben können.
Verschiedene Retainer-Systeme
Es gibt verschiedene Arten von Retainern, die je nach individueller Situation eingesetzt werden:
- Festsitzende Retainer:
- Dünner Draht, der auf der Innenseite der Frontzähne befestigt wird
- Unsichtbar und erfordert keine aktive Mitarbeit des Patienten
- Besonders effektiv für die unteren Frontzähne
- Herausnehmbare Retainer:
- Hawley-Retainer: Kombination aus Kunststoff und Draht
- Clear Retainer: Durchsichtige Kunststoffschienen
- Können zum Essen und Zähneputzen herausgenommen werden
Die Wahl des Retainer-Systems hängt von der individuellen Situation des Patienten und der Art der vorherigen Behandlung ab.
Dauer der Retentionsphase
Die Dauer der Retentionsphase variiert je nach Fall:
- Mindestdauer: In der Regel mindestens 12 Monate
- Empfehlung vieler Kieferorthopäden: 2-5 Jahre aktive Retention
- Langzeitretention: Oft lebenslang empfohlen, besonders nachts
Die genaue Dauer wird vom Kieferorthopäden individuell festgelegt und kann je nach Schwere der ursprünglichen Fehlstellung und Alter des Patienten variieren.
Regelmäßige Kontrollen
Regelmäßige Kontrolltermine sind essentiell für den Erfolg der Retentionsphase:
- Anfangs häufigere Kontrollen: Etwa alle 3-6 Monate
- Später: Jährliche oder halbjährliche Kontrollen
- Überprüfung der Passform und des Zustands der Retainer
- Anpassung des Retentionsplans bei Bedarf
Diese Kontrollen ermöglichen es dem Kieferorthopäden, frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren und die Retention optimal anzupassen.
Langzeiterfolg sichern
Um den Langzeiterfolg der kieferorthopädischen Behandlung zu sichern, sind folgende Aspekte wichtig:
- Konsequentes Tragen der Retainer gemäß den Anweisungen des Kieferorthopäden
- Gute Mundhygiene zur Vermeidung von Karies und Zahnfleischproblemen
- Sofortige Kontaktaufnahme mit dem Kieferorthopäden bei Problemen mit dem Retainer
- Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen zusätzlich zu den kieferorthopädischen Terminen
Die Retentionsphase ist ein integraler Bestandteil der kieferorthopädischen Behandlung und nicht weniger wichtig als die aktive Phase.
Die Entscheidung für eine Zahnspangenbehandlung ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft Ihres Kindes.
Mit der richtigen Vorbereitung, konsequenter Pflege und professioneller Begleitung steht einem erfolgreichen Behandlungsergebnis nichts im Weg.
Ihr Kind wird Ihnen das strahlende Lächeln ein Leben lang danken!
Fragen und Antworte
- Q: Ab welchem Alter sollte mein Kind zum Kieferorthopäden?
A: Ein erster Besuch wird oft zwischen dem 6. und 8. Lebensjahr empfohlen. In diesem Alter können Fehlstellungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt helfen, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen. - Q: Welche Arten von Zahnspangen gibt es für Kinder?
A: Es gibt feste Zahnspangen (Brackets), herausnehmbare Spangen und funktionskieferorthopädische Geräte. Die Wahl hängt von der Art der Fehlstellung und dem Alter des Kindes ab. Ihr Kieferorthopäde berät Sie zur besten Option für Ihr Kind. - Q: Wie lange muss mein Kind eine Zahnspange tragen?
A: Die Tragedauer variiert je nach Fehlstellung und Spangenart, liegt aber meist zwischen 1 und 3 Jahren. Regelmäßige Kontrollen und das konsequente Tragen der Spange können die Behandlungsdauer verkürzen. - Q: Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Zahnspangen bei Kindern?
A: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen bei Kindern unter 18 Jahren 80% der Kosten für medizinisch notwendige Behandlungen. Bei erfolgreichem Abschluss werden die restlichen 20% erstattet. Zusatzleistungen müssen oft selbst getragen werden. - Q: Wie kann ich mein Kind motivieren, die Zahnspange regelmäßig zu tragen?
A: Erklären Sie die Vorteile einer geraden Zahnstellung, loben Sie konsequentes Tragen, und machen Sie die Pflege zur gemeinsamen Routine. Bunte Spangen oder Sticker können die Motivation steigern. Bleiben Sie geduldig und unterstützend.